Hallo Tomas,
danke vielmals für Deine ausführliche Erklärung, die ich (englisch übersetzt) an das ConTeXt-Forum [1] mit Hinweis auf den Author weitergegeben habe.
Ich hoffe nur, dass keine Rückfragen kommen, weil das ja ein etwas aufwändiges Hin und Her gäbe.
Danke nochmals und viele Grüße,
Rudolf
On Tue, Jun 25, 2019 at 10:27:22AM +0200, tomas@tuxteam.de wrote:
On Tue, Jun 25, 2019 at 06:26:53AM +0200, Rudolf Bahr wrote:
Hallo Alle!
Im Forum zu ConTeXt (sowas wie ein Nachfolger für LaTeX, wo ansonsten die Frage des Betriebssystems nicht die große Rolle spielt), wurde folgende Frage gestellt:
"Does it still need proprietary binary blobs in the kernel? Probably yes, so it is as useless as all the models before because it can only run their custom Raspbian distro."
Weiß von Euch Jemand Etwas dazu, was ich weitergeben könnte?
Die Antwort darauf ist komplizierter, als es einem lieb sein kann :-)
"Blob" hat da nämlich unterschiedliche Bedeutungen (vermutlich lässt sich die Liste verlängern):
(1) zum einen, nicht-freie Treiber, die direkt im Adressraum des Linux kernels ausgeführt werden (strenggenommen verletzen sie die GPL, aber die Linux-community ist da... "tolerant" [1]
(2) dann ist die eng verwandte "Cousine", die im Kernel zwar einen freien "Treiber" hat, der aber nur eine Hülle ist, die die eigentliche Arbeit an ein Programm in user space delegiert, das proprietär ist
(3) schliesslich ist es so, dass der Broadcom BCM28xx (oder BCM27xx) [2] nicht "nur eine ARM CPU" ist, sondern ganz viele verschiedene Subsysteme umfasst (im Jargon ist das ein SoC, ein "System on a Chip"). Jedes dieser Subsysteme hat vielleicht einen, vielleicht mehrere Prozessoren, am prominentesten beim Raspi ist wohl der Grafik-Coprozessor (VideoCore IV), der auch zum Booten des ganzen Systems zuständig ist. Auch die wollen Code, der auch als Blobs in Erscheinung treten kann, die der Linux-Kernel einfach nur durchreicht.
Also: ohne (3) gibt es beim Raspi nicht mal Booten ;-)
Meines Wissens ist Raspi in (1) und (2) weitgehend "sauber" (Korrekturen erwünscht!), (3) ist allerdings weitaus schwieriger (es gibt m.W. aber auch Leute, die a dessen reverse engineering dran sind).
Broadcom selbst scheint, nach anfänglichem Zögern, diesen Anstrengungen freundlich gegenüberzustehen.
Dies alles mit etwas Fehlermarge, da ich schon lange nicht mehr reingeschaut habe. Ergänzungen also willkommen (dann lerne ich auch was bei ;-)
lg
[1] Ein Thema für sich, an dem, wie mensch sich das auch denken kann, so einige Kontroversen entstehen.