Hallo Urs,
Die erste Anlaufstelle bei Performance-Problemen ist bei mir das Kommandozeilenwerkzeug "top". Dort sieht man oft schnell die Prozesse, die viel Leistung brauchen. Das kann durchaus die laufende Webcam sein, auch ohne Konferenz.
Kennst du dich mit der Kommandozeile aus? Oder suchst du eher grafische Programme zur Lastanalyse?
Linux hat viele Möglichkeiten, die Last bestimmter Programme oder Programmgruppen einzuschränken. https://manpages.debian.org/stretch/manpages/cgroups.7.en.html Das braucht aber mehr als ein paar Mausklicks.
Du hast Debian Testing? Welche Version? Auch eine Hardwareerweiterung macht ohne Analyse der Ursache nur wenig Sinn.
Viele Grüße, Stefan.
Gesendet: Donnerstag, 30. Juli 2020 um 13:58 Uhr Von: "Urs Liska" ul@openlilylib.org An: flug@lug-freiburg.de Betreff: Möglichkeiten der Performance-analyse und -verbesserung
Liebe Mit-Linuxer,
nach einer längeren Weile möchte ich einem Problem doch einmal nachgehen und hoffe, doch noch eine Verbesserung zu finden, selbst wenn es etwas kosten könnte.
Ende letzten Jahres hatte ich mir bei Tuxedo ein (erstmals) neues Laptop gekauft und auch ganz ordentlich Geld ausgegeben für einen Sechs-Kerne-i7 mit 16GB Speicher. Besonders gereizt hatte mich daran, dass ich gerade zuvor ein System programmiert hatte, mit dem ich in meinem LilyPond-Editor die Zahl paralleler Kompilationsvorgänge kontrollieren kann. Somit kann ich jetzt sagen "übersetze mir die 2.000 Notenschnipsel und halte dabei immer 10 Cores in Betrieb". Vor dieser Programmierung hätte ich nur die Wahl gehabt, wirklich alle nacheinander abzuarbeiten oder alle Jobs gleichzeitig auf das Betriebssystem loszulassen ;-)
Im Prinzip war ich auch sehr zufrieden mit der Performance des Laptops, nun machen mir aber wahrscheinlich die Umstände Schwierigkeiten, und ich würde mich über Tipps freuen, mit denen ich nach Engpässen und ggfs. Abhilfe suchen kann.
An das Laptop sind jetzt zwei zusätzliche Monitore angeschlossen, ein alter 1024x768 per HDMI-DVI-Adapter sowie ein 4K-Monitor per Mini-DP.
Wenn diese beiden Bildschirme aktiv sind, habe ich oft das Gefühl, dass z.B. die Tastatur beim Tippen etwas laggt, oder auch, dass das Wechseln zwischen Anwendungen relativ träge geht. Auch das Starten größerer Programme wie LibreOffice dauert merklich länger. Insbesondere eklatant ist das allerdings, wenn der Rechner in irgendeiner Form mit Videos beschäftig ist. Ich muss einerseits Videoschnitt machen (Kdenlive) (was ich natürlich am liebsten auf dem 4K-Monitor mache), andererseits (natürlich) ständig irgendwelche Videokonferenzen. Und egal, ob das nun in einem Chromium läuft (Jitsi, BigBlueButton, PexIP) oder in einer Desktop-App (PexIP, Zoom (igitt!)) - sobald eine Videokonferenz in Betrieb ist (eigentlich muss noch nicht mal die eigentliche Konferenz laufen, sondern lediglich mit aktivierter Webcam in Bereitschaft sein), wird mein Rechner meistens signifikant träger. Das zeigt sich im Desktop (wie oben), aber auch beispielsweise Kompilierungen von LilyPond oder LaTeX brauchen oft ein Mehrfaches der übrigen Zeit.
Mein erster Gedanke ist, dass drei Bildschirme (macht es etwas, dass die so unterschiedlich sind?) und Videostreamen/-bearbeiten einfach doch sehr anspruchsvolle Anwendungen sind. Vielleicht hatte ich ja am falschen Ende gespart und auf eine dedizierte Grafikkarte verzichtet (was ich bisher immer bewusst gemacht hatte - ich bin ja kein Gamer)?
Ja und nein, wie sich zeigt: Bei den Businessmodellen bietet Tuxedo zur Platz- und Stromersparnis ausschließlich integrierte Grafik an. D.h. ich habe nicht am falschen Ende gespart, es gibt aber auch keine Option zum Nachrüsten, wofür ich jetzt sogar nochmal Geld in die Hand genommen hätte. Die Mitarbeiterin meinte allerdings, eine konkret überlastete GPU mache sich i.d.R. direkt durch Video-Ruckeln und so bemerkbar. Das kann ich nicht beobachten, die Videos selbst laufen eigentlich problemlos, es ist mehr die ganze Desktopumgebung, die träge wird.
Hardwareseits gäbe es als Optionen nur die Aufrüstung von mehr (oder anderem) Speicher, derzeit ist ein 2666Mht-Riegel mit 16 GB verbaut oder eine andere Festplatte (derzeit 250 GB Samsung 860 Evo per M.2 SATAIII). Letzteres hat mir die Tuxedo-Mitarbeiterin aber immerhin nicht als Heilsversprechen aufzuschwatzen versucht...
Ich kann das nochmal beobachten, bin mir aber ziemlich sicher, dass mein Speicher nicht vollläuft, zumindest bei weitem nicht immer, dass also die Einschränkungen beginnen, längst bevor es hier zu Engpässen kommt. Trotzdem die Frage, ob ich hier einmal erhöhte Aufmerksamkeit walten lassen sollte? Oder ob es sich lohnen könnte, hier in eine Aufrüstung zu investieren, selbst wenn ich keine konkrete Überlastung erkennen kann?
Die Festplatte selbst ist nicht voll, und selbst wenn eine andere 20% schneller sein sollte, kann ich mir das nicht als die Ursache/Lösung meines Problems vorstellen.
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Schlussendlich habe ich den Eindruck, dass ich mich wohl auf die Suche nach einer softwareseitigen Lösung machen sollte.
Zunächst würde mich interessieren, ob ich irgendwelche Parameter oder Prozesse beobachten kann, die mir Aufschluss über Performance-Engpässe im Zusammenhang mit Grafik allgemein bzw. Video im Speziellen geben können.
Sollte/müsste ich mich letztlich einfach nach einer weniger performancehungrigen Desktop-Umgebung umsehen? Eigentlich möchte ich jetzt nicth schon wieder wechseln, und eigentlich war mein Plan ja gewesen, mich mit einem einigermaßen powervollen Rechner etwas davon unabhängig zu machen :-(
Auf meinem Laptop läuft Debian Testing. (Da ich nicht das Ubuntu-basierte Haus-OS von Tuxedo verwende, profitiere ich auch nicht von möglichen Anpassungen und Optimierungen. Ob diese allerdings mein Problem gelöst hätten, weiß ich natürlich nicht.) Als Desktop läuft GNOME 3, beides jeweils von der Stange, d.h. so wie es in den aktuellen Debian-Repositories zu finden ist.
Müsste ich damit rechnen, dass in diesem Zusammenhang ein Unterschied zwischen Xorg und Wayland relevant sein könnte?
Gibt es (außer einem grundsätzlich anderen und schlichteren Desktop/Window manager) Möglichkeiten, den Ressourcenverbrauch des Desktops gezielt zu verringern, etwa auch temporär, indem ich z.B. sage, dass die Videokonferenzen mit reduzierter Priorität laufen sollen, um den Rest des Systems weniger zu beeinträchtigen?
Vielen Dank für jeden Tipp (ob Einzelhinweis oder Rundum-Vorschlag) und herzliche Grüße Urs