Hallo Stefan,
Am Donnerstag, den 30.07.2020, 20:08 +0200 schrieb Stefan Ziegler:
Hallo Urs,
Die erste Anlaufstelle bei Performance-Problemen ist bei mir das
Kommandozeilenwerkzeug "top".
Dort sieht man oft schnell die Prozesse, die viel Leistung brauchen.
Das kann durchaus die laufende Webcam sein, auch ohne Konferenz.
Ich benutze in der Regel htop, weil mir das irgenwie näher liegt und
für mich übersichtlicher aussieht. Ich kann aber nicht behaupten, dass
ich in diesem Fall recht wüsste, wonach ich suchen soll.
Kennst du dich mit der Kommandozeile aus? Oder suchst
du eher
grafische Programme zur Lastanalyse?
Kommt beides in Frage. Grafische Programme erlauben einem ja manchmal
einfach schon einen ganz intuitiven Zugang zu solchen Problemen. Aber
irgendwie hätte ich auch jedesmal den Verdacht, dass das Tool selbst in
die Gleichung eingreift.
Nach Zitat eines Listenmitglieds bin ich "kein Systemadministrator".
D.h. ich würde niemandem meine Künste, schon gar nicht gegen Geld,
anbieten. Ich warte aber meine eigenen Mietserver schon seit Jahren per
SSH, insofern komme ich mit dem Terminal klar, wenn mir geholfen wird,
wo ich suchen muss.
Wie würde ich am besten die Last einer laufenden Webcam beobachten?
Linux hat viele Möglichkeiten, die Last bestimmter Programme oder
Programmgruppen einzuschränken.
https://manpages.debian.org/stretch/manpages/cgroups.7.en.html
Das braucht aber mehr als ein paar Mausklicks.
OK, da lese ich mal nach. Die Herausforderung sind aber nicht die
Mausklicks, sondern erstmal die Frage, wo es sich tatsächlich lohnt, an
einem System herumzumachen.
Du hast Debian Testing? Welche Version?
$ cat /etc/debian_version
bullseye/sid
$ uname -a
Linux uliska-debian 5.7.0-1-amd64 #1 SMP Debian 5.7.6-1 (2020-06-24)
x86_64 GNU/Linux
Auch eine Hardwareerweiterung macht ohne Analyse der
Ursache nur
wenig Sinn.
Ja, genau deswegen schreibe ich ja hier.
Im Kontext meines ursprünglich angedachten und nun geänderten
Nutzungsverhaltens hätte ich vielleicht ohne nähere Prüfung eine
dedizierte Grafikkarte installiert. Da das aber nicht geht, muss ich
wohl etwas tiefer einsteigen.
Herzliche Grüß
Urs
Viele Grüße,
Stefan.
> Gesendet: Donnerstag, 30. Juli 2020 um 13:58 Uhr
> Von: "Urs Liska" <ul(a)openlilylib.org>
> An: flug(a)lug-freiburg.de
> Betreff: Möglichkeiten der Performance-analyse und -verbesserung
>
> Liebe Mit-Linuxer,
>
> nach einer längeren Weile möchte ich einem Problem doch einmal
> nachgehen
> und hoffe, doch noch eine Verbesserung zu finden, selbst wenn es
> etwas
> kosten könnte.
>
> Ende letzten Jahres hatte ich mir bei Tuxedo ein (erstmals) neues
> Laptop
> gekauft und auch ganz ordentlich Geld ausgegeben für einen
> Sechs-Kerne-i7 mit 16GB Speicher. Besonders gereizt hatte mich
> daran,
> dass ich gerade zuvor ein System programmiert hatte, mit dem ich
> in
> meinem LilyPond-Editor die Zahl paralleler Kompilationsvorgänge
> kontrollieren kann. Somit kann ich jetzt sagen "übersetze mir die
> 2.000
> Notenschnipsel und halte dabei immer 10 Cores in Betrieb". Vor
> dieser
> Programmierung hätte ich nur die Wahl gehabt, wirklich alle
> nacheinander
> abzuarbeiten oder alle Jobs gleichzeitig auf das Betriebssystem
> loszulassen ;-)
>
> Im Prinzip war ich auch sehr zufrieden mit der Performance des
> Laptops,
> nun machen mir aber wahrscheinlich die Umstände Schwierigkeiten,
> und ich
> würde mich über Tipps freuen, mit denen ich nach Engpässen und
> ggfs.
> Abhilfe suchen kann.
>
> An das Laptop sind jetzt zwei zusätzliche Monitore angeschlossen,
> ein
> alter 1024x768 per HDMI-DVI-Adapter sowie ein 4K-Monitor per Mini-
> DP.
>
> Wenn diese beiden Bildschirme aktiv sind, habe ich oft das Gefühl,
> dass
> z.B. die Tastatur beim Tippen etwas laggt, oder auch, dass das
> Wechseln
> zwischen Anwendungen relativ träge geht. Auch das Starten größerer
> Programme wie LibreOffice dauert merklich länger.
> Insbesondere eklatant ist das allerdings, wenn der Rechner in
> irgendeiner Form mit Videos beschäftig ist. Ich muss einerseits
> Videoschnitt machen (Kdenlive) (was ich natürlich am liebsten auf
> dem
> 4K-Monitor mache), andererseits (natürlich) ständig irgendwelche
> Videokonferenzen. Und egal, ob das nun in einem Chromium läuft
> (Jitsi,
> BigBlueButton, PexIP) oder in einer Desktop-App (PexIP, Zoom
> (igitt!)) -
> sobald eine Videokonferenz in Betrieb ist (eigentlich muss noch
> nicht
> mal die eigentliche Konferenz laufen, sondern lediglich mit
> aktivierter
> Webcam in Bereitschaft sein), wird mein Rechner meistens
> signifikant
> träger. Das zeigt sich im Desktop (wie oben), aber auch
> beispielsweise
> Kompilierungen von LilyPond oder LaTeX brauchen oft ein Mehrfaches
> der
> übrigen Zeit.
>
> Mein erster Gedanke ist, dass drei Bildschirme (macht es etwas,
> dass die
> so unterschiedlich sind?) und Videostreamen/-bearbeiten einfach
> doch
> sehr anspruchsvolle Anwendungen sind. Vielleicht hatte ich ja am
> falschen Ende gespart und auf eine dedizierte Grafikkarte
> verzichtet
> (was ich bisher immer bewusst gemacht hatte - ich bin ja kein
> Gamer)?
>
> Ja und nein, wie sich zeigt: Bei den Businessmodellen bietet Tuxedo
> zur
> Platz- und Stromersparnis ausschließlich integrierte Grafik an.
> D.h. ich
> habe nicht am falschen Ende gespart, es gibt aber auch keine Option
> zum
> Nachrüsten, wofür ich jetzt sogar nochmal Geld in die Hand genommen
> hätte.
> Die Mitarbeiterin meinte allerdings, eine konkret überlastete GPU
> mache
> sich i.d.R. direkt durch Video-Ruckeln und so bemerkbar. Das kann
> ich
> nicht beobachten, die Videos selbst laufen eigentlich problemlos,
> es ist
> mehr die ganze Desktopumgebung, die träge wird.
>
> Hardwareseits gäbe es als Optionen nur die Aufrüstung von mehr
> (oder
> anderem) Speicher, derzeit ist ein 2666Mht-Riegel mit 16 GB verbaut
> oder
> eine andere Festplatte (derzeit 250 GB Samsung 860 Evo per M.2
> SATAIII).
> Letzteres hat mir die Tuxedo-Mitarbeiterin aber immerhin nicht als
> Heilsversprechen aufzuschwatzen versucht...
>
> Ich kann das nochmal beobachten, bin mir aber ziemlich sicher, dass
> mein
> Speicher nicht vollläuft, zumindest bei weitem nicht immer, dass
> also
> die Einschränkungen beginnen, längst bevor es hier zu Engpässen
> kommt.
> Trotzdem die Frage, ob ich hier einmal erhöhte Aufmerksamkeit
> walten
> lassen sollte? Oder ob es sich lohnen könnte, hier in eine
> Aufrüstung zu
> investieren, selbst wenn ich keine konkrete Überlastung erkennen
> kann?
>
> Die Festplatte selbst ist nicht voll, und selbst wenn eine andere
> 20%
> schneller sein sollte, kann ich mir das nicht als die
> Ursache/Lösung
> meines Problems vorstellen.
>
> ###
>
> Schlussendlich habe ich den Eindruck, dass ich mich wohl auf die
> Suche
> nach einer softwareseitigen Lösung machen sollte.
>
> Zunächst würde mich interessieren, ob ich irgendwelche Parameter
> oder
> Prozesse beobachten kann, die mir Aufschluss über Performance-
> Engpässe
> im Zusammenhang mit Grafik allgemein bzw. Video im Speziellen geben
> können.
>
> Sollte/müsste ich mich letztlich einfach nach einer weniger
> performancehungrigen Desktop-Umgebung umsehen? Eigentlich möchte
> ich
> jetzt nicth schon wieder wechseln, und eigentlich war mein Plan ja
> gewesen, mich mit einem einigermaßen powervollen Rechner etwas
> davon
> unabhängig zu machen :-(
>
> Auf meinem Laptop läuft Debian Testing. (Da ich nicht das
> Ubuntu-basierte Haus-OS von Tuxedo verwende, profitiere ich auch
> nicht
> von möglichen Anpassungen und Optimierungen. Ob diese allerdings
> mein
> Problem gelöst hätten, weiß ich natürlich nicht.)
> Als Desktop läuft GNOME 3, beides jeweils von der Stange, d.h. so
> wie es
> in den aktuellen Debian-Repositories zu finden ist.
>
> Müsste ich damit rechnen, dass in diesem Zusammenhang ein
> Unterschied
> zwischen Xorg und Wayland relevant sein könnte?
>
> Gibt es (außer einem grundsätzlich anderen und schlichteren
> Desktop/Window manager) Möglichkeiten, den Ressourcenverbrauch des
> Desktops gezielt zu verringern, etwa auch temporär, indem ich z.B.
> sage,
> dass die Videokonferenzen mit reduzierter Priorität laufen sollen,
> um
> den Rest des Systems weniger zu beeinträchtigen?
>
> Vielen Dank für jeden Tipp (ob Einzelhinweis oder Rundum-Vorschlag)
> und herzliche Grüße
> Urs
>
>